Weiter als an die Ostsee habe ich es in den letzten neunzehn Monaten nicht geschafft. Ich habe mich einfach nicht getraut zu reisen. Paradoxerweise sitze ich jetzt in Indien. Nicht als Touristin, sondern als Volontärin. Zwölf Monate will ich in dem gesellschaftlichen Experiment Auroville bleiben, mit einer Verlängerung von weiteren sechs, die ich gern in Thailand verbringen würde.
In Zeiten einer weltweiten Pandemie, die in Indien zu pausieren scheint, während sie in Deutschland ein viertes Mal Fahrt aufnimmt, war der Start gar nicht so einfach.
So dauerten die Vorbereitungen doppelt so lange, wie erwartet. Insgesamt vier Monate! Zwei zusätzliche Monate, die Zweifeln Raum boten und meine anfängliche Euphorie auf ein Minimum schrumpfen ließen. Zwei zusätzliche Monate, die mehr als einmal alles in Frage stellten und bis zum Schluss für Spannung sorgten.
Als endlich der Kurier mit meinem Empfehlungsschreiben aus Auroville in der Tür stand, mein Entry-Visum nach nur drei Tagen in meinem Reisepass klebte und mein Flug gebucht war, leuchtete zehn Tage vor Abflug und das erste Mal seitdem ich sie installiert hatte, meine Corona App rot auf. Das hiess Abschied-nehmen vom Abschied-nehmen. Kein Ein-letztes-Mal-Freunde-sehen, keine herzlichen Umarmungen, dafür Isolation und täglich ein Stäbchen in der Nase drehen und auf das Ergebnis bangen.
Der von Indien geforderte PCR Test, professionell entnommen maximal 72 Stunden vor Abreise, zog die nervliche Stellschraube ein letztes Mal an und als 24 Stunden vor Abflug endlich das negative Testergebnis auf elektronischem Wege eintrudelte, traf das Wort „stumpf“ meinen Gemütszustand am ehesten. Warten macht extrem mürbe.
Der Abschied von meinen Kindern wollte mir das Herz brechen und gab den die gesamte Reise über anhaltenden Anstoss, mein eigenes Tun zu hinterfragen. Weinend ging ich in Richtung Security Check, dankbar für die FFP2-Maske, die nicht nur mein zitterndes Kinn verbarg, sondern auch meinen Tränen einen Hafen bot. Zeitgleich mit dem Bekanntwerden der neuen Omikron Variante hob mein Flieger vom Hamburger Flughafen ab.
Hamburg - Paris,
Flugzeug voll.
Paris - Colombo,
Flugzeug leer.
Colombo - Chennai, Flugzeug voll.
Nach gut zwanzig Stunden auf und in internationalen Flughäfen und Flugzeugen und weiteren drei mit meinem Taxifahrer Ramesh im Auto nach Auroville brachte mein Jetlag-Gehirn
beim Blick in die graue vom Monsun geschwängerte Landschaft nur einen Gedanken zustande:
Warum bin ich eigentlich hier?
Liebe Yogi/ni, lasst uns gemeinsam Antworten finden, Erlebnisse teilen und in Verbindung bleiben. Ich freue mich auf unseren Austausch! Herzlichst, eure Claudia
Du bist dort, weil wenn du nicht dort wärst, immer daran denken würdest, wie es wäre, wenn du dort wärst 🤪 insofern ist es eine Art of stepping forward! Big big hug!
Weil du wild und gefährlich bist! schone Idee mit dem Blog, freue mich darauf , sich ein bisschen zu begleiten😉😘
was mach ich eigentlich Mitwoch ? 😢